Von April bis Juni 2021 fanden Tiefbauarbeiten im Rahmen des Neubaus der Spandauer Straße östlich des Nikolaiviertels statt. Im Auftrag des Landesdenkmalamtes Berlin führte die archäologische Fachfirma pmp dabei baubegleitend archäologische Untersuchungen durch. Rund 10 m von der heutigen Front des Nikolaiviertels entfernt traten mehrere schuttverfüllte Kellerräume zutage. Sie gehören zu einem um 1900 errichteten Wohn- und Geschäftshaus, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Unter dem Brandschutt begraben lagen zahlreiche Objekte, die eindeutig einer der bekanntesten Apotheken Berlins zugeordnet werden konnten: Simon´s Apotheke. Sie befand sich bis 1945 in der Spandauer Straße 17 im Eckhaus an der ehemaligen Probstgasse, schräg gegenüber vom Roten Rathaus. Nach der Zerstörung des Gebäudes waren ihre mit Apothekeninventar angefüllten Lagerkeller zugeschüttet und in den 1960er Jahren von der verbreiterten Spandauer Straße überlagert worden.
Der Name „Simon´s Apotheke“ geht auf den Berliner Apotheker Johann Eduard Simon (1789-1856) zurück. Die Besitzer des Apothekengeschäfts wechselten bis 1945 häufig. Beständigkeit bewiesen sie jedoch darin, sich auf das älteste Apothekenprivileg Berlins aus dem Jahr 1488 zu beziehen und so eine mittelalterliche Tradition vorweisen zu können. Dieses Privileg war einst an eine Apotheke im Bereich des heutigen Nikolaiviertels verliehen worden und im Laufe der Zeit „weitergewandert“.
Die schuttverfüllten Keller bewahrten in einer Zeitkapsel den für Berlin-Mitte an vielen Stellen prägenden Moment ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Nach der Dokumentation sowie Bergung von zahlreichen Apothekengefäßen, Flaschen, Ampullen, einem Apothekenmörser, zahlreichen zylindrischen Salbenbehältern aus Porzellan und vielen anderen Objekten im Brandschutt wurden die alten Fundamente tiefenenttrümmert. Das Landesdenkmalamt bereitet die Restaurierung der geborgenen Objekte vor, die im Rahmen einer Ausstellung zur Geschichte von Simon´s Apotheke präsentiert werden sollen.
Landesdenkmalamt Berlin
M. Malliaris